Oberes und unteresSchnellender Finger

Als "Schnellender Finger" wird eine Sehnengleitstörung der Hand bezeichnet, bei der es zu einer Verdickung und Verengung der bindegewebigen Sehnenscheiden der Fingerbeugemuskulatur kommt.

Durch diese Einschnürung und Verdickung der Sehnenscheide kommt es zu einer Bewegungseinschränkung der Beugesehne, d. h. die Streckfähigkeit der Sehne ist eingeschränkt und die Verdickung deutlich zu tasten. Am häufigsten ist die Störung über dem Fingergrundgelenk auf der Innenseite der Hand. Die Fingerbeugemuskulatur kann nicht mehr reibungslos in ihrer Sehnenscheide gleiten, sondern wird durch die Schwellung der Sehnenscheide behindert, und die Sehne überwindet die Verengung nur schwer mit einer zu hörenden schnellenden Bewegung beim Strecken der Finger. Diese gab der Erkrankung auch ihren Namen. Mit anderen Worten ist also ein deutlicher Unterschied zwischen der Grösse der Beugesehne und der sie umhüllenden Sehnenscheide für die Erkrankung verantwortlich. Durch mechanische Überlastung oder "Verschleiss" schwillt das Sehnengleitgewebe an und es kommt es zu einer knotigen Verdickung der Sehne, wodurch die sie umhüllende Sehnenscheide zu eng wird, so dass die Sehne nicht mehr störungsfrei durch sie hindurch gleiten kann. Die stärkeren Fingerbeugemuskeln können den immer weiter wachsenden Widerstand der Sehnenscheide noch lange überbrücken, was den schwächeren Fingerstreckmuskeln aber immer weniger gelingt. So kann es im fortgeschrittenen Zustand unmöglich werden, den Finger aktiv zu strecken. Der Finger wird dann in gebeugter Stellung geblockt und kann nicht mehr eigenständig aus dieser gebeugten Stellung bzw. Blockade herausbewegt werden. Davon können mehrere Finger betroffen sein. Grundsätzlich kann diese Erkrankung in jedem Lebensalter auftreten, gewöhnlich sind aber Erwachsene im mittleren Alter betroffen, davon überwiegend Frauen. Stoffwechselstörungen wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder unlösliche Ablagerungen (Amyloidose - krankhafter Ablagerungsprozess ausserhalb der Körperzellen) von abnorm veränderten Eiweissen (Proteine) können zur Ausbildung eines schnellenden Fingers führen. Ebenso kann es im Rahmen einer rheumatischen Arthritis zu diesen Beschwerden kommen. Generell findet man ein gehäuftes Auftreten bei chronischen Funktionsbehinderungen der Hand (zB Karpaltunnelsyndrom). Die häufigsten Symptome des Schnellenden Fingers sind:

  • Bewegungseinschränkungen und Schmerzen auf der Innenseite des betroffenen Fingers am Fingerendglied, die gewöhnlich am Morgen stärker sind
  • Verdickung der Sehne
  • Verfestigung der Sehnenscheide
  • Ausbildung von gut tastbaren Sehnenknötchen

Im weiteren Verlauf der Erkrankung wird es zunehmend schwieriger den Finger aktiv zu strecken, da die Verengung der Sehnenscheide ein normales Gleiten der Beugesehne immer weniger zulässt, und es kann zu Infektionen der Finger, Nerven oder Gefäßverletzungen sowie zur Ausbildung von schmerzhaften Narben kommen. Wird der Schnellende Finger nicht behandelt, entsteht häufig eine Störung der Nerven- und Gefäßversorgung des betroffenen Fingers. Die Diagnose ist anhand des Befundes und der Untersuchung in der Regel eindeutig zu stellen. Dabei helfen die Versteifungen und die Sehnenknötchen sowie die charakteristische Schmerzbeschreibung. Eine Röntgenaufnahme des betroffenen Fingers wird zum Ausschluss einer mechanischen Gelenkblockierung angefertigt, da insbesondere Knochenabsplitterungen oder überschiessendes Knochenwachstum (Osteophyten) ebenfalls zu einer Gelenkblockierung führen können. Grundsätzlich stehen konservative und operative Massnahmen zur Verfügung. In leichten Fällen können abschwellende Mittel Linderung der Beschwerden bringen. Manchmal hilft auch Fingergymnastik in Seifenwasser. Eine Kortisontherapie mit Spritzen in die betroffene Stelle der Sehnenscheide kann ebenfalls die Beschwerden vermindern. Die konservative Behandlung ist jedoch nur in seltenen Fällen erfolgreich, da nicht die Ursachen der Beschwerden verändert, sondern lediglich die Symptome behandeln werden können. Kommt es zu keiner Besserung der Beschwerden, sollte man nicht zu lange mit der perativen Therapie zuwarten, denn die Operationsprognose ist sehr gut, da eine Operation die Gleitfähigkeit der Sehnenscheide wieder voll herstellt und in den allermeisten Fällen zu dauerhafter und vollständiger Beschwerdefreiheit führt. Im Anschluss an die Operation wird die Hand für etwa 1-2 Wochen im Verband ruhig gestellt, aber der Patient beginnt bereits kurz nach der Operation mit aktiven Fingerübungen, um der Ausbildung von Gelenkversteifungen vorzubeugen.

Bereich:

Operativ

Dr. med. Richard Feinstein

Facharzt FMH für orthopädische Chirurgie Sportverletzungen